Pressemeldung

Persönlicher Apothekerkontakt ist für 7,5 Millionen funktionale Analphabeten essentiell

18. November 2016

Viele Menschen brauchen den persönlichen Kontakt zu ihrem Apotheker – zum Beispiel, weil sie nicht lesen und schreiben können. In Deutschland sind 7,5 Millionen Erwachsene funktionale Analphabeten. Diese Menschen sind keine Analphabeten im wörtlichen Sinne. Sie können einzelne Wörter oder kurze Sätze lesen, scheitern aber am Erfassen längerer Formulierungen oder ganzer Texte. Auch wer nicht gut lesen kann, braucht Informationen zu seinen Medikamenten. Diese Menschen fängt die persönliche Beratung in der Apotheke auf. 

Wer nicht lesen und schreiben kann, weiß oft nicht, für welche Krankheiten die Medikamente verordnet wurden. Die Gefahr von Verwechslung und falscher Dosierung ist bei mehreren Packungen enorm. Der Beipackzettel ist bei geringer Lesekompetenz unverständlich und schlicht wertlos, ebenso ein Medikationsplan.

Die wohnortnahen Apotheken kümmern sich heute um alle Patienten, unabhängig von Sprachbarrieren und sozialem Status. Es zeichnet unser solidarisches Gesundheitswesen aus, dass gerade sozial Benachteiligte die nötige Unterstützung erfahren und Zugang zu allen notwendigen Leistungen haben. Das geht oft nur, wenn man die Menschen dort betreut, wo sie leben. Auch deshalb braucht es die Apotheke vor Ort.

Wenn der Versandhandel mit Rezept-Arzneimitteln nicht verboten wird, bekommen wir hier einen ruinösen Preiswettbewerb, dem mittelfristig viele Apotheken vor Ort zum Opfer fallen werden. Den Verlust werden besonders die Menschen schmerzlich spüren, die Hilfe vor Ort brauchen. Und dazu gehören auch die 7,5 Millionen Menschen, die nicht richtig lesen und schreiben können. Die Qualität und Menschenwürdigkeit eines Gesundheitswesens zeigen sich daran, wie es mit den Schwächsten umgeht.

Gründe für einen funktionalen Analphabetismus sind u.a. Migration oder das Aufwachsen in einem bildungsfernen Umfeld. Nicht nur Migranten sind betroffen: Mehr als die Hälfte der funktionalen Analphabeten sind deutsche Muttersprachler. Rechnet man  Zuwanderer ohne ausreichende mündliche Deutschkenntnisse hinzu, liegt die Zahl der Betroffenen noch höher.