Pressemeldung

Bereits rund 1.000 Ärzte und Apotheker im Modellprojekt ARMIN - Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen

10. Dezember 2014

Am 1. April 2014 hatten die AOK PLUS sowie die Kassenärztlichen Vereinigungen und die Apothekerverbände in Sachsen und Thüringen das Modellprojekt ARMIN – Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen begonnen. Die beiden ersten Module, Wirkstoffverordnung und Medikationskatalog, werden bereits in der Praxis umgesetzt. Im Jahr 2015 wird das Projekt mit dem dritten Modul, dem Medikationsmanagement, komplettiert.

Rund 1.000 Apotheker und Ärzte in Sachsen und Thüringen nehmen bereits am Modellprojekt ARMIN – Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen teil. Seit Beginn des Projektes am 1. April 2014 haben sich etwa 350 sächsische Apotheker und mehr als 110 Ärzte in Sachsen für eine Teilnahme eingeschrieben. In Thüringen sind es rund 350 Apotheker und 150 Ärzte. Im Rahmen von ARMIN verordnen Ärzte ihren AOK PLUS-Patienten für ca. 200 Wirkstoffe bzw. Wirkstoffkombinationen keine Fertigarzneimittel mit Handelsnamen mehr, sondern lediglich die Wirkstoffe. Die Auswahl der konkreten Präparate erfolgt in der Apotheke. Damit sollen die Qualität und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit der Arzneimittelversorgung erhöht werden.

Die Träger des Modellprojekts ziehen eine positive Zwischenbilanz. Die Teilnehmerzahlen sowohl unter den Ärzten als auch unter den Apothekern seien im Laufe des Jahres kontinuierlich gestiegen, hieß es übereinstimmend. Von einem weiteren Zuwachs sei auszugehen.

Positive Resonanz bei Ärzten und Apothekern

Auch unter den ARMIN-Teilnehmern selbst ist die Resonanz positiv. Der Allgemeinmediziner Axel Stelzner aus Lichtentanne bei Chemnitz fasst seine Erfahrungen in der Praxis wie folgt zusammen: „Mit der Wirkstoffverordnung steht auf dem Rezept endlich nur noch das, was pharmakologisch relevant ist. Auch für die Patienten wird es einfacher: In den Fokus rückt statt wechselnder Handelsnamen der Wirkstoff, mit dem die Krankheit behandelt wird. Das schafft Vertrauen und spart Diskussionen. Der Arzt bekommt dadurch mehr Zeit, dem Patienten die Wirkung und eventuelle Nebenwirkungen zu erläutern.“

Selbst in einer hochfrequentierten Sprechstunde sei der Medikationskatalog in der Praxis schnell umsetzbar, ergänzt Stelzner. Kein Kollege sei zudem gezwungen, eigene Erfahrungen über Bord zu werfen. Die Chance, das eigene Handeln einmal kritisch zu hinterfragen, sei aber mit Sicherheit von Vorteil.

Lob kommt auch von der Weimarer Apothekerin Cornelia Lüdde-Lichte: „Die Anwendung von Arzneimitteln wird durch ARMIN sicherer“, sagt sie und verweist vor allem auf Patienten, die mehrere Ärzte aufsuchen oder mehrere Arzneimittel einnehmen müssen: „Doppelverordnungen werden vermieden. Unerwünschte Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichen Medikamenten können besser erkannt werden.“ Wie die Ärzte würden auch die Apotheker letztlich Zeit für Beratung gewinnen, ergänzt Lüdde-Lichte, weil Diskussionen über wechselnde Produktnamen wegfielen.

Rückblick auf 2014: Wirkstoffverordnung und Medikationskatalog erfolgreich umgesetzt

Seit dem 1. Juli 2014 sind die Module 1 und 2 des Modellprojektes, Wirkstoffverordnung und Medikationskatalog, in Betrieb. Ärzte verordnen für ca. 200 Wirkstoffe bzw. Wirkstoffkombinationen statt Fertigarzneimittel mit Handelsnamen den jeweiligen Wirkstoff mit Wirkstärke, Darreichungsform und Packungsgröße. Die Ärzte werden dabei von Praxisverwaltungssystemen (PVS) unterstützt, die das entsprechende Rezept erzeugen. Der Apotheker kann dann das passende Präparat wählen. Damit wird ein hoher Qualitätsstandard bei der Verordnung der Wirkstoffe sichergestellt.

Der für das Modellprojekt von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung entwickelte Medikationskatalog enthält zurzeit Therapieempfehlungen für acht Indikationen mit knapp 200 Arzneistoffen. Es handelt sich dabei um Indikationen und Wirkstoffe, die für die hausärztliche Versorgung relevant sind. Dem Arzt werden durch sein PVS evidenzbasierte Hinweise zu den standardmäßigen Wirkstoffen der jeweiligen Indikation gegeben. Zum 1. Januar 2015 wird der Katalog erweitert.

Ausblick auf 2015: Umsetzung des Medikationsmanagements

Das dritte Modul des Modellvorhabens, das Medikationsmanagement, wird ab dem 1. Quartal 2015 in eine Pilotierungsphase treten. Sobald diese abgeschlossen ist und das Datenschutzgütesiegel vorliegt, wird es für Versicherte der AOK PLUS möglich sein, sich in das Projekt einzuschreiben und einen teilnehmenden Arzt sowie eine teilnehmende Apotheke als Betreuungsteam zu wählen. Nach einem ausführlichen Gespräch in der betreuenden Apotheke, bei dem die aktuell eingenommenen Medikamente erfasst werden und einem sich anschließenden intensiven Beratungsgespräch mit dem betreuenden Arzt zur weiteren Arzneimitteltherapie, erhält der Patient einen Medikationsplan. Dieser wird durch den Arzt und Apotheker ständig aktualisiert und dem Patienten auf Wunsch ausgehändigt.

Das Medikationsmanagement ist vor allem für chronisch kranke Patienten von Vorteil, die mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen. Bei ihnen soll zum einen die Einnahmetreue gefördert werden. Zum anderen erfahren die Patienten mehr über ihre Arzneimittel und deren Anwendung. Der betreuende Arzt bindet den Patienten stärker in die Therapie ein. Die betreuende Apotheke prüft die Gefahr möglicher Wechselwirkungen und kümmert sich um Probleme bei der Anwendung von Arzneimitteln.

Über ARMIN:

„ARMIN“ ist ein Modellvorhaben, das aus dem im Jahr 2011 durch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände erarbeiteten Zukunftskonzept zur Arzneimittelversorgung entwickelt wurde. Vertragspartner sind die AOK PLUS, die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen, die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen, der Sächsische Apothekerverband e. V. und der Thüringer Apothekerverband e. V. Sie setzen das  Konzept beispielhaft in Sachsen und Thüringen um und erproben damit eine bundesweite Implementierung. Das Modellvorhaben ist für fünf Jahre angesetzt. Teilnehmen können alle Ärzte, Apotheker und AOK PLUS-Versicherte in Sachsen und Thüringen.

Weitere Informationen finden Sie auf der ARMIN-Internetpräsentation: www.arzneimittelinitiative.de